„Im wohl bekanntesten italo-albanischen Lied betrauern die Arbëresh, die albanische Minderheit in Italien, die verlorene Heimat.“
Weit zurück in die südosteuropäische Geschichte reicht das nostalgische Lied vom „Schönen Morea“. Morea ist die alte romanische Bezeichnung für den Peloponnes, die griechische Halbinsel. Dort lebten viele Albaner, bis sie von den Osmanen vor rund 600 Jahren nach Sizilien und Kalabrien vertrieben wurden. Im wohl bekanntesten italo-albanischen Lied betrauern die Arbëresh, die albanische Minderheit in Italien, die verlorene Heimat.
Wenn Nino Deda O e bukura More begleitet und dem Akkordeon dabei sehnsüchtige, flehentliche Klänge entringt, dann wirkt er, als wäre er ganz bei sich: in seiner Musik und an seinen kulturellen Wurzeln. Es ist wohl aber mehr als das, nämlich auch seine eigene Lebensgeschichte, die ihn so innig mit dem Lied verbindet: Der Balkankrieg hat den studierten Musiker 1992 gezwungen, Tirana zu verlassen. Seither lebt er in Deutschland.
Mit der Entstehungsgeschichte des Liedes hängt es zusammen, dass O e bukura More nicht wie ein typisches albanisches Volkslied klingt. Seine Harmonien sind eher modern, man findet solche Harmonien auch in Italien. Nino Deda hat das Lied für SingBar international in zwei Fassungen arrangiert, für Frauenchor und für gemischten Chor. Er hat kleine Varianten hinein geschrieben, doch der Charakter beider Fassungen ist ganz ähnlich: Der erste Teil ist sehr getragen und ruhig, in ihm drücken sich die Wehmut und Melancholie des Verlusts aus: „Mein schönes Morea, ich musste dich verlassen und habe dich nie wieder gesehen / Mutter und Bruder habe ich zurück gelassen.“ Der zweite Teil ist geradezu fröhlich, hier wird die verlorene Heimat besungen wie ein Liebhaber: „Du Blume, nach dir bin ich wie nach einem jungen Kerl verrückt /o junger Mann, ich bin verrückt und das ist wahr, weil mein Herz, das bist du selbst.“
Nino Deda ist mit dem Akkordeon groß geworden. Er ist mit den Klängen Albaniens von frühester Kindheit an vertraut. Diese Musik in Deutschland bekannt zu machen, ist ihm ein Herzensanliegen. Gerade dieses Lied – aber auch Lieder aus anderen Ländern – für SingBar zu bearbeiten, sei ihm „eine Riesenfreude“ gewesen. Er ist sehr gespannt darauf, wie die Chöre und Solisten seine Arrangements interpretieren werden.
Wenn man Nino Deda beim Musizieren am Akkordeon oder am Klavier zusieht und zuhört, dann weiß man nach den ersten Takten: Das ist einer, der ohne Musik nicht leben kann. Und doch hat es nach seiner Emigration rund sieben Jahre gedauert, bis er mit der Musik auch beruflich wieder in Berührung gekommen ist. Im saarländischen Neunkirchen hat er andere Musiker kennen gelernt. 1999 hat er die erste Chorleitung in Wellesweiler übernommen. Heute ist er dort hauptberuflicher Kirchenmusiker. Nino Deda hat in der Musik wieder Fuß gefasst. Gott sei Dank!, möchte man ausrufen, wenn er einmal mehr wie der Teufel spielt.
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