Reginella Campagnola

Vorgeschlagen von:

Macrina Callipo

Italienische Fahne
Lied eingewandert aus:

Italien

Geschrieben von:

Eldo di Lazzaro

Martin Folz dirigiert
Chorfassung von:

Martin Folz

„In Windeseile verbreitete sich das fröhliche Lied in ganz Italien – vielleicht gerade wegen des drohenden Krieges.“

Du schönes Mädchen vom Lande

Als Eldo di Lazzaro Reginella Campagnola 1939 veröffentlichte, war Macrina Callipo zwei Jahre alt. In Windeseile verbreitete sich das fröhliche Lied in ganz Italien – vielleicht gerade wegen des drohenden Krieges. Die Weise vom Landmädchen aus den Abruzzen gefiel auch den Menschen tief im Süden, in Kalabrien, wo Macrina aufgewachsen ist. Es gehört zu ihren frühesten Erinnerungen, dass sie der Mutter, gemeinsam mit ihren Geschwistern und Cousinen, bei der Oliven- und Getreideernte half und alle zusammen dabei das schlichte Liedchen trällerten: „O Reginella, schönes Mädchen vom Lande / in deinen Augen spiegeln sich die Sonne und die Farbe der Veilchen im blühenden Tal / wie wohl klingt deine Stimme, wenn du singst: ‚Glücklich ist, wer von hier oben kommt!’“

Das Singen gehörte in Macrinas Familie ganz selbstverständlich dazu. Wer weiß, vielleicht hätte es einer ihrer fünf Brüder sogar zum Sänger gebracht – wenn ihm beim Gesangswettbewerb in einer Gaststätte nicht die Tochter des Wirts den Rang abgelaufen hätte, und das obschon die Gunst des Publikums eindeutig auf seiner Seite lag!

So romantisch es im Lied klingen mag: Das Landleben war kein Zuckerschlecken, und es brachte nichts ein. Die erwachsen gewordene Macrina und ihr Verlobter, der aus demselben Dorf stammte, wollten mehr erreichen. So ging der Verlobte zunächst nach Frankreich. Im lothringischen Merlebach wurden Bergleute gesucht. Nach zwei Jahren hatte er genug von der Arbeit unter Tage. Über der Grenze, im Saarbrücker Stadtteil Burbach, fand er Arbeit bei der Seilfabrik Heckel. Das war 1965. Im selben Jahr heiratete er seine Macrina und holte sie nach Saarbrücken. Macrina war neugierig auf Deutschland, aber anfangs war die Enttäuschung groß: Bei ihrer Ankunft am Bahnhof sah sie weit und breit kein Grün – und das, nachdem sie und ihr Mann auf der Hochzeitsreise halb Italien mit seiner herrlichen Natur bereist hatten. Und dann die winzige Mansardenwohnung: Nie hätte sie sich vorstellen können, so zu wohnen! Aber als dann die ersten schönen Möbel standen, fand sie sich allmählich ein in das neue Leben. Sie bekam einen Sohn und acht Jahre später eine Tochter. Ihr Mann lernte auf der Arbeit nebenbei Deutsch, aber an die Frauen dachte damals niemand. Doch Macrina wollte nicht taub und stumm in der deutschsprachigen Umgebung bleiben. Sie wollte ihr Leben selbst in die Hand nehmen können. Eine deutsche Nachbarin half ihr. Sie schrieb viele Begriffe des täglichen Lebens auf Zettel, und so fing Macrina an, Deutsch zu lernen. Das ging schließlich so gut, dass sie sogar ihren Beruf als Schneiderin wieder aufnehmen konnte: Achtzehn Jahre lang hat sie halbtags in der Änderungsschneiderei eines Saarbrücker Bekleidungsgeschäfts gearbeitet.

Zeit für Hobbies ist während der Familienjahre kaum geblieben. Seit die Kinder aus dem Haus sind, ist Macrina Callipo oft bei der Italienischen Mission, wo die Katholische Kirche nicht nur seit über sechzig Jahren für das Seelenheil ihrer italienischen Schäfchen sorgt, sondern wo auch die Kulturpflege eine große Rolle spielt. In der Missione spielt Macrina Theater, hier singt und tanzt sie. Für die Passionsspiele hat sie alle Tuniken genäht – für Jesus, Maria und Josef und das ganze Gefolge. Vor allem aber hat Macrina in den letzten Jahren die Musik wieder in sich entdeckt. Seit einiger Zeit singt sie auch im Interkulturellen Chor Stimmenvielfalt. Das Singen ist wie ein Lebenselixier. „Ich bin jetzt über 70 und will aktiv bleiben. Auch wenn ich mich mal nicht gut fühle, raffe ich mich auf und gehe zur Probe. Das tut mir einfach gut.“

Im März 2015 hat sie Goldene Hochzeit gefeiert – mit ihrem Mann und mit Deutschland. Ihrer sechsjährigen Enkelin Valentina bringt sie heute die Lieder der alten italienischen Heimat bei, so wie Reginella Campagnola. Wenn die Kleine morgens zu ihr ins Bett schlüpft, dann singt Macrina, und Valentina begleitet die nonna auf ihrer unsichtbaren Gitarre.

Noten für gemischten dreistimmigen Chor

Noten für zweistimmigen Frauenchor